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Presse
Kunstvolles Kleinod wirbt für guten Zweck
Einstiges Fenster der Stadt- und Hauptkirche als Lesezeichen erhältlich

Seit kurzem bietet der Gubener Förderverein zum Wiederaufbau der Stadt- und Hauptkirche ein sowohl praktisches als auch kunstvolles Kleinod an. Damit möchte er sich spendefreudigen Gubenern als Ansprechpartner vorzustellen und gleichzeitig an die einstige Schönheit der Kirche erinnern.



Es ist kein Zufall, dass das Bild dieses Fensters gerade am 8. Mai wieder der Öffentlichkeit präsentiert wird, denn seit 60 Jahren ist die Kirche zerstört und so lange hat dieses Bild niemand mehr zu Gesicht bekommen.



Insgesamt wies die Stadt- und Hauptkirche 7 farbige Glasfenster an seiner Marktseite auf, die in den Jahren von 1897 bis 1914 dort repräsentativ platziert worden sind. Nur bei dem westlichen Fenster verzichtete man auf eine farbige Verglasung und es behielt sein einfaches Fensterglas. So konnte das Tageslicht den Kantor beim Spielen der Orgel unterstützen, die sich an der westlichen Seite des Kirchenschiffes befand.



Die künstlerisch gestalteten farbigen Kirchenfenster waren bis auf eine Ausnahme private Stiftungen von hochangesehenen Gubener Familien. Hier seien nur der Stadtrat Jackeschky, der Stadtälteste Hefter, der Tuchfabrikant Adolf Wolf, Kommerzienrat Albert Koenig und der Stadtrat Kühn genannt. Einzige Ausnahme bildet das 1901 von der Kirchengemeinde gestiftete Fenster. Anlass dafür bot das 25jährige Dienstjubiläum des Oberpfarrers D. Werner, dem die Gemeindemitglieder auf diese Weise ihre Dankbarkeit und Anerkennung entboten.



All diese gläsernen Kunstwerke sind zerstört und Bilder von ihnen bislang nicht aufgefunden worden – bis auf dieses eine, das nach langwierigen Recherchearbeiten ermittelt werden konnte. Es stammt aus dem Archiv der Werkstatt für Glasmalerei des Professor Linnemann in Frankfurt/Main und wurde für diesen Zweck freundlicher Weise zur Verfügung gestellt.



Im November 1914 war dieses Kirchenfenster von der Gubener Familie Budewitz für die Stadt- und Hauptkirche gestiftet worden. Es stellt die „Die Verklärung Christi“ dar und ist dem Anfang April 1914 im Alter von 67 Jahren verstorbenen Stadtrat und langjährigen Kirchenältesten Maurermeister Ernst Budewitz gewidmet. Er war 1872 nach Guben gekommen und hatte sich hier selbständig gemacht. Im Dezember 1882 wählten ihn die Gubener in die Stadtverordnetenversammlung der Neißestadt. Nach 7jähriger Mitgliedschaft wurde er schließlich Stadtrat und am 1. Oktober 1889 in das Magistratskollegium gewählt. Sein Aufgabenfeld bestand in der Verwaltung des Dezernats der Sparkasse und des Schlachthofes.



Seine Firma war u. a. für die Ausführung der Bauarbeiten des Gebäudes der am 23. Juni 1903 eingeweihten evangelisch - lutherischen Kirche in der Bahnhofsstraße (heute Berliner Straße) zuständig. Dieser Kirchenbau, eine Stiftung des Hutfabrikanten und Geheimen Kommerzienrates Friedrich Wilke, war von der renommierten Berliner Firma Spalding und Grenander entworfen worden und stellt noch heute eine architektonische Kostbarkeit unserer Stadt dar.



Hier sei nur am Rande erwähnt, dass sein Sohn Ernst Budewitz (Junior) sehr erfolgreich in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters trat und von ihm u. a. das am 15. Januar 1928 eingeweihte evangelische Gemeindehaus in der Cockerillstraße (heute August-Bebel-Straße) ausgeführt wurde.



Möge dieses Lesezeichen als ein tatsächliches Zeichen wirken – als Zeichen dafür, dass lange Zerstörtes und verschollen geglaubtes mit gemeinsamen Anstrengungen zu neuem Glanz erstehen kann.

Andreas Peter
Neisse-Echo
2006-05-26

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