Am Samstag, dem 5. Mai verschied die namhafte Schriftstellerin Rosemarie Schuder (Hirsch) wenige Wochen vor ihrem 90. Geburtstag in Berlin.
Sie wurde am 24. Juli 1928 in Jena geboren und begann ihre schriftstellerische Arbeit als Journalistin in ihrer Geburtsstadt.
Bei einer Untersuchung für den Kulturbund über den Aufbau der im Krieg beschädigten Kirchen kam sie nach Naumburg. Der Küster zeigte ihr im Dom, dass der Baumeister im 13. Jahrhundert in den Zwischenraum, der Priester und Laien trennt, den Lettner, Christus als Tür gesetzt hat. Er meinte, die Leute wollen immer nur die Uta sehen. Jetzt wusste sie: Darüber muss sie schreiben, auch um den Dom vom Stumpfsinn der Nazis zu befreien, das Gebäude sei ein Bollwerk gegen die Slawen und Uta ein bleibendes Vorbild für deutsche Frauen. Ihr Roman „Der Ketzer von Naumburg“ erschien 1955 im Verlag „Neues Leben“. Das Buch ist auch ihr Versuch, im Sinne Feuchtwangers, das Verhältnis zwischen Kunst und Macht darzustellen und wird auch nach mehr als 50 Jahren von einem Verlag in der 22. Auflage angeboten.
Das Interesse vieler Leser an diesem Buch verschaffte ihr im Januar 1956 die Einladung zum Schriftstellerkongress in Berlin. Dort begegnete sie Rudolf Hirsch, dem Gerichtsreporter, bekannt „Als Zeuge in dieser Sache“ in der „Wochenpost“. Damals entfaltete sich zwischen ihnen ein Dialog. Zwei Jahre später heirateten sie . Bis zu seinem Ende am 7. Juni 1998 gab er ihr viele Hinweise für ihre Bücher, auch über Kepler und Michelangelo. Weil „Der Ketzer von Naumburg“ so gut verkauft wurde, riet er ihr, auf ihren Büchern sollte weiter der Name Schuder stehen.
Es folgten zahlreiche historische Romane über Paracelsus, Kepler, Bosch.
Ihre Romane wurden in mehrere Fremdsprachen übersetzt: ins Englische, Ungarische, Tschechische, Rumänische und ins Polnische, so dass sich Leser weltweit an ihrer bemerkenswerten Erzählgabe erfreuen können. Dabei ging es in ihren Arbeiten nie nur allein um historische Geschehnisse und Personen, sondern sie schrieb immer mit Blick auf die Gegenwart. Nur zu gut wusste sie, wie wichtig die Geschichte von Orten und Personen ist: sie bedeuten Herkunft, Identität, Bindung, Halt und Heimat im besten Sinne des Wortes. All dies konnte nicht ohne Folgen bleiben. So erhielt sie bereits 1958 den Heinrich-Mann Preis, 1976 den Lion-Feuchtwanger-Preis und den Nationalpreis der DDR sowie 1988 den Goethepreis der Stadt Berlin. Im selben Jahr einen weiteren Nationalpreis der DDR für das gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf Hirsch verfasste Buch „Der gelbe Fleck“. Rosemarie Schuder gehörte seit 1978 dem P.E.N-Zentrum der DDR an und war bis zu ihrem Tode Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland sowie der Deutschen Schillergesellschaft.
Ihre letzten 3 Bücher erschienen 2011 "Goethes schöne Krone - Corona Schröter und ihr Denkmal in Guben", 2013 "Ludwig Bamberger - Volksvertreter im Schatten Bismarcks" und 2016 "Ich kenne den Teufel! - Martin Luther und sein Doktorvater Andreas Bodenstein aus Karlstadt" im Niederlausitzer Verlag, Guben, da sie mit der für Guben so überaus wichtigen Hutmacherfamilie Wilke verwandt ist. 2014 trug sie sich in das Goldene Buch der Stadt Guben ein. Nennenswert ist auch ihr großes Engagement, um in Guben und Gubin die Erinnerung an die 1751 hier geborene spätere vielseitige Künstlerin Corona Schröter (1751-1802) lebendig zu erhalten.
Im 90. Lebensjahr legte sie nun ihre Feder aus der Hand und wird neben ihrem 1998 verstorbeneen Mann Rudolf Hirsch auf dem Friedhof der Sozialisten in Berlin ihre letzten Ruhestätte finden.
Die Trauerfeier findet dort am Mittwoch, dem 23. Mai um 12 Uhr statt. Die Trauerpredigt hält Pfarrer Thomas Roloff aus Magdeburg. |